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„Man ist permanent im Wettkampf“

Erstellt am: 25.07.2015 17:35 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Eine Woche vor Beginn des FIS Grand Prix in Wisla sprechen wir heute mit Titelverteidiger Jernej Damjan (32) aus Slowenien.

 

Jernej Damjan ist mit seinen 32 Jahren der Routinier im slowenischen Team. Seit 11 Jahren springt er im Weltcup, erreichte im Januar 2014 in Sapporo seinen ersten und bislang einzigen Weltcupsieg. Mit der slowenischen Mannschaft gewann Damjan drei Bronzemedaillen bei Skisprung- und Skiflug-Weltmeisterschaften. Im vergangenen Jahr feierte er außerdem den Gesamtsieg im FIS Grand Prix.

 

Berkutschi: Hallo  Jernej, wie ist dein Sommer bislang verlaufen?
Jernej Damjan: In den letzten Monaten habe ich sehr, sehr viel trainiert. Mich damit vor allem auf den Winter vorbereitet. Ich habe beschlossen, in diesem Jahr im Sommer nur an einigen wenigen Wettbewerben teilzunehmen, mich stattdessen mehr auf den Winter zu konzentrieren. Den Grand Prix habe ich im vergangenen Jahr gewonnen. Jetzt möchte ich höhere Ziele verfolgen (lacht).

 

Berkutschi: Wo werden wir dich im Sommer erleben können?
Damjan: Ich werde nach Japan, Almaty und Tschaikovsky fahren. Das sind alle Sommerwettkämpfe für mich in diesem Jahr.

 

Berkutschi: Das heißt, dass du deinen Titel aus dem vergangenen Jahr nicht verteidigen wirst.
Damjan: Nein. Ich würde es versuchen, wenn es eine höhere Bedeutung hätte. Aber es ist für uns Athleten selbst wichtiger als für die Medien und die Öffentlichkeit. Es macht mehr Sinn, sich im Winter stärker zu präsentieren. In den vergangenen beiden Jahren war ich bei fast jedem Wettbewerb dabei. Ich brauche eine kleine Wettkampfpause.

 

Berkutschi: Du bist im vergangenen Jahr Vater geworden. Wie hat sich dein Leben seitdem verändert?
Damjan: Es hat sich sehr verändert. Die ersten sechs bis neun Monate waren relativ einfach. Aber meine Tochter lernt jetzt laufen und man kann sie kaum aus den Augen lassen, weil sie immer wieder hinfällt und man ihr helfen muss. Das ist aber auch ein sehr gutes Konditionstraining (lacht). Ich war gerade für 10 Tage im Urlaub und als ich zurück kam hatte ich nichts eingebüßt.

 

Berkutschi: Wie zufrieden bist du mit der letzten Saison?
Damjan: Ich bin halb zufrieden. Bis zu den Wettbewerben in Japan war ich sehr gut drauf, danach ging meine Formkurve bergab. Ich wusste nicht wirklich, warum. Aber ich denke, es war an einer gewissen Stelle einfach zu viel für meinen Körper, ich war müde. Mit dem Baby gab es kaum Erholung. Ich muss mir jetzt genau überlegen, wann ich trainiere und wann ich mich ausruhe. Ich bin schließlich auch nicht mehr der Jüngste (lacht).

 

Berkutschi: Das slowenische Skispringen hat ein unglaublich junges, talentiertes Team. Wie schwierig ist es für dich, noch mit den jüngeren Athleten mit zu halten?
Damjan: Es ist nicht einfach. Man ist quasi permanent im Wettkampf. Es sieht vielleicht so aus, als ob es eine gesetzte Mannschaft gäbe. Aber Janus (Goran Janus, slowenischer Trainer. d. Red.) lässt diese Entscheidungen immer offen. Man muss auch im Training immer seine beste Leistung zeigen, um wirklich dabei zu sein. Das ist sowohl für das slowenische Skispringen als auch für mich eine hervorragende Situation. Ich darf mich nicht aufruhen und muss immer arbeiten.

 

Berkutschi: Mit den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr ward ihr wahrscheinlich etwas enttäuscht. Was hat zur Medaille gefehlt?
Damjan: Ich weiß es nicht. Wir haben das hinter uns gelassen, denn letztlich war gerade der Teamwettbewerb nur ein einzelner Wettkampf. Es bringt nichts, dass zu sehr zu analysieren. Ich denke, die Schanze und die Bedingungen haben uns nicht gelegen. Ich habe nicht einen einzigen guten Sprung gemacht, ich wusste einfach nicht wie. Es war frustrierend, aber man muss darüber hinwegkommen und sich auf neue Herausforderungen konzentrieren.

 

Berkutschi: Wie hast du das Saisonfinale in Planica erlebt? Es war sicher für die gesamte Mannschaft eine beinah tragische Situation, als Peter den Gesamtweltcup so knapp verloren hat.
Damjan: Das stimmt. Als ich Jurj Tepes hab springen sehen, wusste ich, dass er derjenige sein könnte, der Alles entscheidet. Ich habe ihn zwei Tage vorher noch gefragt, was er tun würde, wenn er als Letzter springen würde und die Entscheidung in der Hand hätte. Er wusste es nicht. Er hätte vielleicht auf den Telemark verzichtet, wenn es einem Teamkollegen geholfen hätte. Dann habe ich ihn gefragt, was er machen würde, wenn er aus der Verfolgerposition angreifen würde. Und da wusste er wirklich nicht weiter. Aber letztlich ist es passiert und Peter war nie böse auf Jurj. Es ist normal, dass man versucht sein Bestes zu geben. Es war natürlich für Slowenien unglücklich. Aber diese Situation wird für immer in den Geschichtsbüchern stehen. Niemand wird das jemals vergessen.

 

Berkutschi: Schauen wir nach vorn. Welche Ziele hast du für die neue Saison?
Damjan: Im Sommer fahre ich zu den drei angesprochenen Wettbewerben. Im Wesentlichen, um Wettkampfpraxis zu sammeln und weil ich das Reisen liebe. Gerade nach Japan. Selbst wenn es nicht gut läuft, fühle ich mich dort immer sehr wohl. Das ist so etwas wie ein Wettkampfurlaub.
Im Winter möchte ich in erster Linie konstanter werden. Alles ein Level höher. Vielleicht nicht nur einmal im Jahr auf das Podest springen, sondern zweimal. Damit wäre ich zufrieden.
Dinge, wie eine gute Platzierung im Gesamtweltcup, ergeben sich dann von allein.

 

Berkutschi: Und mit Blick auf das Team? Ist der Nationencup ein Thema?
Damjan: Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns Athleten wirklich an den Nationencup denkt. Es gibt so viele Springer und so viele Wettbewerbe. Da lässt sich das nicht vorhersagen. Aber wir werden sehen, was passiert. Goran Janus würde natürlich sehr gern um diesen Titel kämpfen (lacht).

 

Berkutschi: Letzte Frage: Gibt es eine Schlagzeile, die du gern über dich lesen würdest?
Damjan: Ich denke, da gibt es einige. Im Wesentlichen decken die sich mit meinen persönlichen Zielen. Eine Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften ist so ein Ziel und eine olympische Medaille. In Sochi waren alle überzeugt, dass wir die Mannschaftsmedaille schon sicher haben. Dann kamen die Probleme mit Robert Kranjec und ich habe allen gesagt, dass wir die Medaille noch längst nicht gewonnen haben. Alles kann sich von einem Tag auf den anderen ändern. Man muss optimistisch bleiben und hart arbeiten.

 

Berkutschi: Vielen Dank und alles Gute für dich!

 

 

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