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„Man darf sich keine Fehler erlauben“

Erstellt am: 26.01.2015 21:38 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Werner Schuster (45), deutscher Skisprung-Bundestrainer.

Berkutschi: Hallo Werner, wie schätzt du das Abschneiden deiner Mannschaft beim Weltcup in Sapporo ein?
Werner Schuster: Ich war selbst nicht mit in Japan, habe meine Informationen aus der Ferne. Ergebnistechnisch ist natürlich nichts Besonderes dabei herausgekommen. Wir hatten uns speziell von Richard Freitag ein wenig mehr erhofft, denn er hat definitiv das Zeug dazu, unter die besten zehn zu springen. Wenn man seine Ergebnisse in Wisla und Zakopane anschaut, waren die in einem ähnlichen Bereich. Insofern müssen wir ihm helfen, dass er wieder auf die Beine kommt. Ansonsten ist Michael Neumayer etabliert zwischen Platz 10 und 20. Markus Eisenbichler ist noch ein wenig wetterwendig. Insgesamt sind wir noch recht stark von Severin Freund abhängig. Nichtsdestotrotz versuchen wir ruhig weiter zu arbeiten, damit wir bis zur Weltmeisterschaft eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine bringen.

Berkutschi: Es ist etwas mehr als die Hälfte der Weltcupsaison vorbei. Wie fällt dein Zwischenfazit bis hierhin aus?
Schuster: Es gab, wie immer, Hochs und Tiefs. In Summer aber deutlich mehr Hochs. Wir haben lange im Nationencup geführt, haben mit zwei Siegern schon vier Wettbewerbe gewonnen. Mit Markus Eisenbichler haben wir einen neuen Mann vorn reingebracht, der schon über 300 Weltcuppunkte geholt hat. Marinus Kraus ist in seiner zweiten Weltcupsaison etabliert. Es gibt also einiges auf der Habenseite. Negativ ist natürlich der schwere Sturz von Andreas Wellinger, der weiterhin ausfällt und uns mit seiner Qualität auch als Mannschaft fehlt. Das ist für so einen jungen Springer ein ziemlicher Einschnitt. Dazu kommt der missglückte Start in die Vierschanzentournee. In Summe war die Tournee nicht so schlecht, aber durch den Start wurde sie in ein sehr negatives Licht gerückt. Da ging leider auch der erste Tagessieg seit langer Zeit etwas unter. In Summer sehe ich eine Weiterentwicklung und eine Stabilisierung.

Berkutschi: Wie zufrieden bist du bislang mit Stephan Leyhe, der auch neu in die Mannschaft gekommen ist?
Schuster: Er ist auch ein Lichtblick. Wir beobachten ihn schon länger und haben schon seit Jahren auf einen Leistungsschub gewartet. In diesem Jahr hat er einen mächtigen Schritt nach vorn gemacht. Er soll die Saison mal durchspringen. Er hat Potenzial Punkte zu machen und sich im Feld zu etablieren. Er ist in einem Alter, in dem er sich auch technisch und körperlich noch weiter entwickeln kann. Er ist auch ein positiver Aspekt.

Berkutschi: Du hast Andreas Wellinger schon angesprochen. Gibt es eine Chance, dass er in dieser Saison noch zurück kommt?
Schuster: Das muss man abwarten. Er hat die ersten Sprünge absolviert und ist soweit schmerzfrei. Er muss erst einmal Grundlagentraining machen und wir werden rechtzeitig bekannt geben, wann er zurückkehrt.

Berkutschi: Blicken wir auf die Weltmeisterschaft: Wie konkret sind deine Überlegungen in Sachen Nominierung?
Schuster: Es hat sich natürlich schon ein Kreis heraus kristallisiert. Wir warten jetzt noch die beiden Weltcups in Deutschland ab und dann werden wir die Nominierungen bekannt geben.

Berkutschi: Bei der Weltmeisterschaft gibt es auch einen wieder einen Mixed-Wettbewerb gemeinsam mit den Damen. Wie läuft da die Vorbereitung ab? Schreiben Damen-Bundestrainer  Andreas Bauer und du jeweils zwei Namen auf und dann trifft man sich an der Schanze?
Schuster: Grundsätzlich ist es so. Aber wir sind schon in Kontakt und tauschen uns aus. Wir werden uns auch vor Ort absprechen, wie wir das gestalten. Wir werden auch versuchen, noch eine gemeinsame Einheit zu absolvieren, um eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Aber letztlich kann er am besten einschätzen, welche Damen das Leistungsvermögen haben, um im Team zu sein. Und wir bei den Herren.

Berkutschi: Verfolgst du das Damen-Skispringen auch unabhängig von der WM?
Schuster: Am vergangenen Wochenende habe ich mir die Wettbewerbe in Oberstdorf im Fernsehen angeschaut. Die Anlaufwahl war meines Erachtens zu niedrig, man die Damen nicht besonders weit springen lassen. Trotzdem ist es Daniela Iraschko-Stolz und Carina Vogt gelungen, über den K-Punkt zu springen. Insgesamt ist die Dichte noch nicht so hoch wie bei den Herren. Aber um zu gewinnen muss man schon ziemlich gut Ski springen.

Berkutschi: Zurück zu den Herren. Es ist bislang eine sehr ausgeglichene Saison mit vielen verschiedenen Siegern und Führungswechseln im Gesamtweltcup. Hat dich irgendetwas bislang wirklich überrascht?
Schuster: Es ist auffällig, dass acht bis zehn Herren auf einem extrem hohen Niveau springen. Sonst sind das maximal drei bis fünf. Und wenn man kleine Fehler macht, ist man ganz schnell raus aus den Top-Ten. Andererseits kann man an einem richtig guten Tag auch schnell mal ein Springen gewinnen. Das war schon beim Start in Klingenthal erstaunlich. Es gab aus meiner Sicht noch nie einen Auftakt auf so hohem Niveau. Erstaunlich ist die Leistung von Stefan Kraft, der über die letzten Monate konstant unter den besten Fünf war. Ansonsten ist es vielschichtiger geworden.

Berkutschi: Wie schwierig wird es fürs deutsche Team, bei der WM das Teamgold von Sochi zu wiederholen?
Schuster: Gold ist natürlich immer eine Nummer. Wir haben bislang zwar beide Mannschaftswettbewerbe gewonnen. Aber ich denke, es ist wird schon jetzt in Willingen deutlich schwerer. Wir haben das Potenzial, eine Medaille zu holen oder sogar zu gewinnen. Aber es kämpfen wieder die gleichen fünf bis sechs Nationen um den Sieg und man darf sich keine Fehler erlauben. Sonst ist man auch schnell aus den Medaillenrängen raus. Wir gehen da demütig ran und müssen unsere Höchstleistung abrufen, sonst gehen wir leer aus.

Berkutschi: Letzte Frage: Welche Schlagzeile würdest du gern am Ende der Saison lesen?
Schuster: „Deutschland zum zweiten Mal in der Geschichte Nationencup-Sieger!“

Berkutschi: Danke und alles Gute!

 

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