Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten und Social Media einzubinden. Privacy Policy

Berkutschi Premium Partners

„Wir fangen bei null an“

Erstellt am: 03.11.2014 12:45 / sb

Heinz Kuttin ist seit April Trainer der österreichischen Skispringer und damit Nachfolger von Erfolgscoach Alexander Pointner.

Der 43-jährige, 1991 selbst Doppelweltmeister, musste seine Karriere 1995 aufgrund von Verletzungen beenden. Neben verschiedenen Tätigkeiten am Nordischen Stützpunkt in Villach war er von 2004 bis 2006 Trainer des polnischen Teams.
In der neuen Reihe „Berkutschi-Talk“ spricht Kuttin über seine neue Aufgabe.

Berkutschi: Herr Kuttin, als Pep Guardiola im vergangenen Jahr Trainer beim FC Bayern wurde, sagten viele, er könne nur verlieren. Denn die Bayern hatten eben erst alles gewonnen. Österreich ist die erfolgreichste Skisprungnation der vergangenen 10 Jahre. Wie schwer ist das Erbe von Alexander Pointner?
Heinz Kuttin: (lacht) Das kann man nicht aufwiegen. Für mich ist klar, dass wir in diesem Jahr bei null angefangen haben und eine neue Zeit beginnt. Was in den letzten Jahren passiert ist, ist von vielen Personen geprägt. Der Stand ist, dass zwei Athleten aufgehört haben, der Rest der Mannschaft ist geblieben. Von daher wird sich auch nichts Großartiges ändern. Bis auf ein zwei Kleinigkeiten, wie Olympia, war die letzte Saison sehr erfolgreich. Von daher glaube ich, dass es so ähnlich weiter gehen wird.

Berkutschi: Sie waren selbst sehr erfolgreich als Athlet, mussten wegen Verletzungen Ihre Karriere beenden und damit der Risikosportart Skispringen Tribut zollen. Wie groß ist Ihr Verständnis für den Rücktritt von Thomas Morgenstern?
Kuttin: Thomas hat ja nicht wegen einer Verletzung aufgehört, er hat 100 Prozent wieder trainiert, war körperlich topfit. Schlussendlich hat er gesehen, dass Skispringen mit sehr viel Vertrauen in sich selbst und das Material zu tun hat. Inklusive gewissen Gefahren, denen man ausgesetzt ist. Jetzt, nach einem guten halben Jahr, hat er festgestellt, dass er diese Dinge nicht mehr in Kauf nehmen möchte. Er hat für sich die Entscheidung getroffen, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Wir als Trainer und Betreuer können das sowieso nur akzeptieren. Er hat als Sportler sehr viel erreicht, war ein Vorzeigesportler.

Berkutschi: Welche Eindrücke haben Sie im ersten halben Jahr Ihrer Tätigkeit gewonnen?
Kuttin: Sehr viele positive. Ich war bereits vorher als Stützpunktleiter Teil des Systems. Im System hat sich vom Grundprinzip nichts geändert. Wir haben ein etwas anderes Denken hereingebracht. Wir haben die Wettkämpfe im Sommer immer wieder mitgemacht und das als Abstimmung des Ist-Zustandes gesehen, in Sachen Material und körperliche Fitness. Wir haben dabei extrem viel entwickelt und gearbeitet. Auch im Rhythmus zwischen hartem Training und dann wieder Urlaub haben wir ein bisschen was anders gemacht und das ist sehr positiv angenommen worden.

Berkutschi: Was ist die größte Herausforderung der näheren Zukunft für das österreichische Skispringen?
Kuttin: Das gesamte System. Ich war in den vergangenen Jahren ja nicht nur als Trainer tätig, sondern auch als Technischer Delegierter. Somit habe ich das Skispringen auch von einer anderen Seite kennen gelernt. Wichtig ist, dass jeder Athlet jetzt weiß, dass er top vorbereitet ist und gewissen Umständen gelassen entgegen sehen kann. Es gibt Wettkämpfe, bei denen man nicht viel dafür kann, wenn es nicht läuft. Denn der Druck durch die Medien, die Veranstaltung durchzuführen, ist einfach da. Da geht’s einfach nicht immer fair. Das ist für mich als Trainer und das gesamte Team die größte Herausforderung, solche Wettkämpfe gut zu analysieren.

Berkutschi: Welche Ziele haben Sie für die kommende Saison gesteckt?
Kuttin: Genau die Punkte, an denen wir im Sommer gearbeitet haben, wollen wir umsetzen. Klar, es will jeder gewinnen, es will jeder Medaillen holen, die Tournee gewinnen. Aber unser Ziel ist es, dass wir am Ende sagen können, dass wir sehr gut gearbeitet haben.

Berkutschi: Welche Nationen sind die stärksten Konkurrenten? Wen gilt es zu schlagen?
Kuttin: Österreich. Und wir selbst müssen jeden schlagen. Im Sommer haben die Norweger sehr stark angefangen, die Polen hatten einen starken Beginn, die Slowenen waren phasenweise stark. Wir haben Weltcups, die Tournee, die Weltmeisterschaften. Da wird es immer ein auf und ab geben. Unterm Strich wird das stärkste und kompakteste Team die Nase vorn haben.

Berkutschi: Wie viele Weltcupsiege wird Gregor Schlierenzauer bis zu seinem Karriereende erreicht haben?
Kuttin: Solche dummen Fragen möchte ich nicht beantworten. Ich halte nichts von solchen Zahlenspielereien. Ich wünsche ihm, wie jedem anderem im Team, so viele Siege wie möglich.

Berkutschi: Welche Wünsche haben Sie für Ihre Zeit als österreichischer Trainer?
Kuttin: Ein entspanntes und zufriedenes Arbeiten. Das wünsche ich mir bis zum Ende meiner Trainerlaufbahn.

Berkutschi: Vielen Dank Heinz Kuttin und viel Erfolg mit dem österreichischen Team!

 

Photo 1: (c) GEPA Pictures / OMV

 

Neueste Nachrichten