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Thomas Morgenstern: "Gib niemals auf"

Erstellt am: 28.03.2014 19:45 / sk

Für Thomas Morgenstern war die vergangene Saison eine Saison voller Hochs und Tiefs. Ein Sturz in Titisee-Neustadt, gefolgt vom zweiten Platz bei der Vierschanzentournee. Danach der schwere Sturz beim Skifliegen in Bad Mitterndorf, wenige Wochen später Silber im Teamwettkampf bei den Olympischen Spielen in Sochi. Seit dem war der Österreich im Weltcup nicht mehr am Start, eine Entscheidung über die Fortsetzung seiner Karriere hat er noch nicht getroffen. Nun gab er auf der Internetseite von Red Bull Einblicke in seine Gefühlswelt.

"Ich bin im Krankenhaus. Schon wieder. Aber warum nur? Ich weiß es nicht. Mein Körper schmerzt. Mein Gesicht, mein Nacken, mein Kopf, mein Rücken, eigentlich alles. Ich bin durch Kabel und Schläuche mit diversen Geräten verbunden. Ich zerbreche mir den Kopf, wie es dazu gekommen ist. Ich kann mich nicht mehr erinnern", so schildert die ersten Momente nach dem Aufwachen im Krankenhaus im Salzburg. "Die Fragezeichen kreisen in meinem Kopf. Ich weiß, dass viele davon jetzt noch nicht beantwortet werden können. Ich muss mich jetzt auf meine Genesung konzentrieren und Geduld haben. Geduld war aber leider noch nie eine Stärke von mir…"

 

Die erste Frage die beantwortet werden musste, ist die nach dem Grund des Sturzes auf der Skiflugschanze am Kulm. "Warum? Wie konnte das passieren? War es meine Schuld? Wenn ja, was habe ich falsch gemacht? Mein Herzschlag wird schneller, als ich auf den Play-Button drücke. Ich sehe eine mir fremde Person den Anlauf hinunter fahren, abspringen und stürzen. Als wäre es nicht ich selbst, der da gerade mit 100 km/h bewusstlos bis in den Auslauf hinunter kullert. Ich fühle mich beklommen, aber auch irgendwie emotionslos. Gut, dass ich mir das angesehen habe. Ich weiß jetzt, dass einfach viele Faktoren unglücklich zusammengespielt haben und ich kurz gesagt Pech hatte. Dieses Wissen genügt mir. Ich klappe den Laptop zu. Ich habe der Wahrheit ins Auge geblickt. Dieses eine Mal. Das reicht."

 

Bereits kurze Zeit später ist der Fokus des Olympiasiegers von 2006 auf die Winterspiele in Sochi gerichtet. "Jetzt heißt es trainieren, so gut es geht. Mein großes Ziel ist Olympia. Das motiviert mich, wenn ich morgens mit steifem Nacken aus dem Bett steige. Heinz Kuttin ist fast jeden Tag bei mir in der Klinik, er gibt mir das Gefühl von Vertrauen. Er hat, wie so viele andere, großen Anteil daran, dass die Fragezeichen in meinem Kopf weniger werden und ich meinem großen Ziel optimistisch entgegenblicke."

 

Neben dem großen Ziel Sochi, sind Gedanken an ein mögliches Karriereende ebenfalls vorhanden, auch beim Spielen mit Tochter Lilly. "Ich frage, was sie mir wohl raten würde. Papa du schaffst das? Papa bitte hör auf zu springen? Ich weiß es nicht. Der Gedanke macht mich etwas traurig. Aber im Grunde gibt es nur einen Menschen, der diese Entscheidung treffen kann. Mich. Die Ärzte haben mir grünes Licht gegeben, die Therapeuten, mein Trainer und der ÖSV. Der Ball liegt bei mir. Ich kenne die definitive Antwort nicht."

 

Ein besonders wichtiger Moment am Weg zurück war für den 27-jährigen der erste Sprung in Oberstdorf. "Heinz wartet kurz, blickt zu mir hoch, hebt die Hand und gibt das Freizeichen. Ich spüre, wie das Kribbeln über meinen Rücken bis in den Nacken hochklettert. Für eine Sekunde bleibt mein Herz stehen. Ich zögere. Meine Gedanken wandern zu meiner Tochter Lilly. Ich atme tief ein und schließe die Augen. Wenn ich jetzt nicht springe, dann vielleicht nie mehr, schießt es mir durch den Kopf. Aber was soll's. Ich bin Skispringer, ich liebe meinen Sport und ich habe gelernt, nach Tiefschlägen wieder aufzustehen. Ich werde alles dafür tun, meine Karriere fortsetzen zu können. Schritt für Schritt. ich atme aus, öffne meine Augen und stoße mich ab. Weil das so meine Art ist."

 

Thomas Morgenstern war am letzten Wochenende als Zuschauer beim Weltcupfinale in Planica, auch um beim letzten Sprung seines Freundes Martin Koch dabei zu sein. Ob er selbst weitermachen wird, wird der Kärntner in den nächsten Wochen oder Monaten entscheiden. Alles getreu dieses Leitsatzes: "Kämpfe mit Leidenschaft, siege mit Stolz, verliere mit Respekt, aber gib niemals auf."

 

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