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Ein Kommentar von Sascha Brand

Erstellt am: 08.01.2014 10:11 / sk

Eins vorweg: Thomas Diethart ist ein völlig verdienter Sieger der 62. Vierschanzentournee. Wie der junge Hinzenbacher das im Wortsinn „saucool“ durchgezogen hat – beeindruckend. Wie seine Eltern mit Plüschferkel mitgelitten und mitgejubelt haben – beinah zum mitheulen hinreißend. Der Junge macht Spaß, hoffentlich auch in Zukunft. Die 62. Auflage des größten Spektakels der Skispringer hat es wieder einmal bewiesen: Die Tournee hat ihre eigenen Gesetze. Und den „typischen Tourneesieger“ gibt es nicht.

Da waren die „Spezialisten“ auf den vier Schanzen, wie Ahonen und Weißflog. Die wohl einfach aufgrund ihrer Klasse, physisch wie mental, prädestiniert für diese unglaublich Hatz von vier Wettkämpfen binnen 10 Tagen waren. Da gibt es die „Beißer“, wie Gregor Schlierenzauer oder Thomas Morgenstern, die nicht locker lassen, bis der Knoten irgendwann platzt. Und dann gibt es Springer wie Anders Bardal oder Simon Ammann, die ihre unfassbare Qualität einfach zu anderen Gelegenheiten unter Beweis stellen.

 

Es erinnert ein wenig an Adam Malysz 2001 oder Anders Jacobsen 2007, mit welcher Unbekümmertheit Thomas Diethart die Chance seines Lebens beim Schopf gepackt hat. Einfach so. Mit seinem ganz persönlichen Mantra: „Ich hab doch nichts zu verlieren.“ Genau das hat wohl am Ende tatsächlich den Unterschied ausgemacht. Und ironischerweise vielleicht auch die kuriose Formkurve seines eigenen Teams.

Thomas Diethart

 

Der Titelverteidiger und Rekordweltcupsieger in Gedanken längst auf der Olympiaschanze von Sochi, verklärt die Tournee mal eben zum Training für das letzte noch verbliebene große Ziel. Thomas Morgenstern bis kurz vor knapp auf der Kippe, kann noch nicht einmal seine Ski eigenhändig auf die Schanze befördern. Und wird dennoch zum ärgsten Verfolger. Der vielleicht beste Wolfgang Loitzl seit 2009 vom Innsbrucker Sturm zur Chancenlosigkeit verdammt. Andreas Kofler auf der Suche nach seiner Form. Tja, dann macht´s halt der Diethart Thomas. Während denen, die als Favoriten gestartet waren, eben jene Unbekümmertheit fehlte. Die angeschlagenen „Super-Adler“ aus Austria waren schlagbar.

 

Doch genau diese Tatsache schien weder Simon Ammann, noch Kamil Stoch, Anders Bardal oder Severin Freund zu beflügeln. Der Schweizer Ammann immerhin war bis zum Schluss dran, nie näher am letzten noch fehlenden Titel. Anders Bardal, der vielleicht konstanteste Springer im Feld, wartet weiterhin vergeblich auch nur auf einen Tagessieg bei der Tournee. Kamil Stoch hat es irgendwie geschafft , das gelbe Trikot auch noch nach Bischofshofen sein Eigen zu nennen. Und Severin Freund? Es wäre fatal, dem Deutschen Vorflieger und seinen Teamkollegen die Klasse abzusprechen. Schon in wenigen Wochen in Sochi könnte es ganz anders aussehen.

 

Aber die Tournee hat eben ihre eigenen Gesetze. So sind es nun also sechs Austriasiege in Folge. Wer das Mienenspiel von Simon Ammann, Anders Bardal oder des deutschen Trainers Werner Schuster gesehen hat, kann erahnen, dass sich manch einer in den Allerwertesten gebissen hat. Weil es sich eben doch anfühlt, wie eine vergebene Chance. Während ein anderer einfach zugepackt hat. Respekt Thomas Diethart! Und auf ein neues bei der 63. Vierschanzentournee.

 

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