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Sarah Hendrickson: "Zweifellos das tollste Gefühl"

Erstellt am: 27.02.2013 10:08 / ms

Mit dem Gewinn der Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Val di Fiemme erfüllte sich die erst 18-jährige US-Amerikanerin Sarah Hendrickson einen ihrer größten Träume. Im Interview sprach sie wenige Tage danach über das Duell mit Dauerkonkurrentin Sara Takanashi, ihre aktuelle Gefühlslage sowie die Ziele für die verbleibenden Weltcup-Springen in dieser Saison.

Berkutschi: Sarah, vor wenigen Tagen wurdest du Weltmeisterin in Val di Fiemme. Konntest du in der Zwischenzeit schon realisieren, dass solch ein großer Traum für dich wahr geworden ist?

Das Ergebnis steht fest

 

Sarah Hendrickson: Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich Weltmeisterin bin. Natürlich habe ich von diesem Erfolg geträumt, seitdem ich ein kleines Mädchen war, aber ich hatte Zweifel daran, ob dieser Tag jemals kommen würde. Ich denke, sobald ich zu Hause angekommen bin und meine Familie und Freunde wiedersehe, werde ich endlich beginnen, das alles richtig zu verarbeiten. Jetzt im Moment bin ich einfach nur überglücklich.

Jubel über den guten Sprung

 

Berkutschi: Bei den Junioren-Weltmeisterschaften warst du nicht so zufrieden mit deinem Resultat. Wie lange hat es gedauert, bis du das abhaken und dich wieder auf die anstehenden Herausforderungen fokussieren konntest?

 

Hendrickson: Über mein Ergebnis bei der Junioren-WM war ich wirklich sehr traurig. Nach etwa vier Stunden habe ich mir selbst aber befohlen, darüber hinwegzukommen. Seit dem Ende des Wettkampfs hatte ich geweint und habe mir erlaubt, diese Gefühle rauszulassen, aber nach einigen Stunden konnte ich loslassen. Ich musste nach vorne schauen, weitermachen und natürlich aus den Fehlern lernen, die ich an diesem Tag gemacht hatte. Mein neues Ziel waren die Weltmeisterschaften und ich hätte mich nicht verbessern können, wenn ich mich noch länger mit den Junioren-Weltmeisterschaften beschäftigt und aufgehalten hätte.

Es war ihr Moment

 

Berkutschi: In Ljubno hat sich Sara Takanashi vorzeitig den Titel im Gesamtweltcup gesichert, nachdem sie vier Wettkämpfe hintereinander gewonnen hatte. Hast du darüber nachgedacht, wie sie zu schlagen ist, oder hast du dich ausschließlich auf deine eigene Leistung konzentriert?

Freude beim gesamten Team

 

Hendrickson: Sara hatte eine großartige Saison und es war keine Überraschung, dass sie den Titel zwei Weltcup-Wochenenden vor Ende der Saison gewonnen hat. Ich hatte in diesem Winter ein paar Probleme mit meinen Sprüngen und sie verdient diesen Titel zu 100 Prozent. Natürlich wollte und will ich sie besiegen, aber wenn sie auf solch einem hohen Niveau springt, ist das nicht einfach. Ich muss mich auf meine Sprünge konzentrieren und sie auf das Niveau heben, auf dem sie springt.

 

Berkutschi: Du hast gesagt, die Schanze in Predazzo trägt deinen Namen, nachdem du im Vorjahr dort zwei beeindruckende Siege gefeiert hast. War das ein Punkt, der dir vor den Weltmeisterschaften Selbstvertrauen gegeben hat?

 

Hendrickson: Dadurch, dass ich diese beiden Siege letztes Jahr gefeiert und den Schanzenrekord in Predazzo aufgestellt habe, bin ich mit Zuversicht in diese Weltmeisterschaften gegangen. Für mich ist dieser mentale Faktor auf der Schanze sehr wichtig, denn oftmals ist es das Einzige, das mich beim Springen behindert. Vom allerersten Training an war ich darauf fokussiert, meinen Rhythmus zu finden, und ich wusste, dass sich von diesem Punkt an die Technik einstellen würde.

 

Berkutschi: Kannst du den Tag des WM-Einzelspringens einmal etwas genauer beschreiben, beginnend beim Aufstehen am Morgen bis zu dem Moment, als du bei der Siegerehrung ganz oben auf dem Podest standest?

 

Hendrickson: Am Freitag Vormittag war ich sehr aufgeregt, diesen Wettkampf zu bestreiten. Das vorangegangene Training am Donnerstag lief wirklich gut für mich und ich wusste, dass ich das bis zu den Sprüngen am Freitag würde aufrechterhalten können. Als mein Team in die Turnhalle und später an die Schanze ging, war ich auch körperlich bereit. Mein Knie, an dem ich im Frühjahr operiert wurde, machte keine Probleme und auch meine Beine fühlte sich frisch an. Nach dem Probedurchgang war ich bereit, in meinen Wettkampfanzug zu schlüpfen und loszulegen. Ich erinnere mich noch, wie ich im ersten Durchgang oben auf der Schanze stand und unkontrolliert gezittert habe. Ich dachte mir, dass dies der nervöseste Moment war, den ich jemals dort oben erlebt hatte. Als ich meinen ersten Sprung bei 106 Metern landete, war ich einfach nur sprachlos. Technisch gesehen und verglichen mit meinen anderen Sprüngen in diesem Winter, war dies einer meiner besten Sprünge und das war alles, was ich mir wünschen konnte. Glaubt es mir oder nicht, der Druck war im zweiten Durchgang fast vollkommen verschwunden. Ich wusste, wenn ich ruhig bleibe und genau das Gleiche wie beim ersten Sprung tue, würde ich ungeachtet des Ergebnisses oder der Weite zufrieden sein. Da es zu diesem Zeitpunkt schneite, konnte ich wegen der Bläser in der Anlaufspur nicht hören, wie weit Sara gesprungen war. Zum Glück. Alles, was ich wahrnahm, war mein Trainer, der mich abwinkte. Die folgenden Stunden sind ein bisschen verschwommen, ich erinnere mich fast nur noch daran, wie meine Teamkolleginnen auf mich zugerannt kamen und mich auf ihre Schultern genommen haben. Ich habe meine Familie umarmt und nicht enden wollende Journalisten-Fragen beantwortet. Es war zweifellos das tollste Gefühl auf der Welt und es wird für die nächsten Jahre definitiv in meinem Kopf bleiben.

 

Berkutschi: Mit diesem weiten Sprung im ersten Durchgang hast du deine Konkurrentin Sara Takanashi sicherlich ein wenig unter Druck gesetzt. Wie sahen deine Gedanken dahingehend aus, als du im Finaldurchgang die letzte Athletin auf dem Balken warst?

 

Hendrickson: Wie schon gesagt, der Druck hatte sich im zweiten Durchgang deutlich verringert. Augenscheinlich wusste ich, dass Sara sehr weit springen konnte, da sie dies bereits den ganzen Winter über getan hatte, aber ich durfte und wollte mich mit diesem Gedanken nicht beschäftigen. Ich habe nur an meinen Sprung gedacht und mich auf die Technik konzentriert. Die Gedanken an Sara habe ich aus meinem Kopf verbannt, als ich zu meinem finalen Sprung angesetzt habe.

 

Berkutschi: Der Damen-Weltcup macht nun eine kleine Pause. Auf welche Weise wirst du diese Zeit verbringen und wie sehen deine Ziele für die letzten beiden Wettbewerbe in Trondheim und Oslo aus?

 

Hendrickson: Gerade bin ich zurück nach Hause gekommen, zum ersten Mal seit etwa zwei Monaten. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön es ist, die Freunde wiederzusehen, die Wäsche zu waschen und im eigenen Bett zu schlafen. Natürlich ist die Saison noch nicht vorbei, es stehen nach wie vor Trainingseinheiten auf dem Programm, sowohl auf als auch abseits der Schanze. Da wir in Oslo auf der Großschanze springen dürfen, werden wir in Park City auch entsprechend auf der Großschanze trainieren. Darauf freue ich mich wirklich schon sehr! Mein Ziel für die noch ausstehenden Wettkämpfe wird das Gleiche wie bisher bleiben. Ich fokussiere mich auf meine Sprünge und habe einfach Spaß. Ich bin wirklich schon so aufgeregt, auf dem Holmenkollen zu springen und es ist großartig, die Entwicklung und Fortschritte im Damenskispringen zu sehen, indem dieses finale Highlight in unseren Kalender aufgenommen wurde.

 

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