01 | Hoerl, J. | 310.5 | ||
02 | Tschofenig, D. | 304.0 | ||
03 | Deschwanden, G. | 298.7 | ||
04 | Wellinger, A. | 291.5 | ||
05 | Geiger, K. | 291.1 | ||
Ganzes Ergebnis » |
Zur Person:
Stefan Horngacher, Co-Trainer A-Kader DSV, ehemaliger Weltklasseskispringer,
Nation: Österreich.
Alter: 42 Jahre, wohnt mit Frau und 2 Kindern in Titisee-Neustadt (GER)
Karriere als Skispringer:
Im Gesamtweltcup von 1990/91 - 2001/2002 gesprungen,
dabei 5 Mal unter den Top 10 im Gesamt- Endklassement gewesen.
2 Mal Mannschaftsweltmeister mit der Mannschaft aus Österreich.
"Wir wollen in zwei Jahren den Nationencup gewinnen", Horngacher formuliert ehrgeizige Ziele für das Deutsche Team.
Berkutschi:
Was waren für Dich der größten sportlichen Erfolge in Deiner Karriere als Skispringer?
Horngacher:
„Der Sieg beim Skifliegen am Kulm 1991 war für mich das Geilste.
Der Kulm war immer etwas ganz besonderes und dort zu gewinnen war ein wirklich emotionaler Moment in meiner Karriere.
Dann auch 2 Mal Bronze mit dem Team bei Olympischen Spielen war eine Riesensache. Die beiden WM Titel mit dem Team, das war 1991 (Predazzo) und 2001 (Lahti) also genau 10 Jahre später nochmal. Für mich ist das rückblickend besonders spannend, weil in diesen 10 Jahren unglaublich viel passiert ist. Es hat unzählige Änderungen gegeben in diesen Jahren. Die Umstellung von klassisch auf V-Stil, extreme Änderungen beim Material etc. Irgendwie hat es trotz der ganzen Änderungen immer funktioniert“.
Berkutschi
Was hat sich in den vergangenen 10 Jahren am meisten verändert im Skispringen?
Horngacher:
„Die Professionalität hat sich deutlich verändert. Früher gab es noch alternative Trainingsmethoden. Heute muss man einfach hochprofessionell trainieren, es sind beispielsweise auch viel mehr Betreuer unterwegs.
Wir hatten zu meiner aktiven Zeit teilweise nicht mal einen Servicemann dabei, haben alles selber gemacht. Heute diskutieren wir schon, ob ein Servicemann reicht. Das ist eine sehr gute, eine sehr positive Veränderung. Das gilt für alle Bereiche, es geht viel mehr ins Detail.
Auch die Analysemöglichkeiten sind viel besser etc., es ist wirklich viel passiert“.
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Stefan Horngacher: Karriere als Trainer
Direkt nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn als Springer, 2002, begann Horngacher als Trainer beim ÖSV.
„Das war eine sehr gute Zeit“ sagt Horngacher rückblickend. „Ich hatte in dieser Zeit das große Glück unter Hannu Lepistö arbeiten zu dürfen. Etwas besseres hätte mir nicht passieren können. In diesen zwei Jahren unter Hannu habe ich extrem viel gelernt“.
Kamil Stoch und Pjotr Zyla
2004 der Wechsel gemeinsam mit Heinz Kuttin nach Polen. Kuttin als Cheftrainer, Horngacher sein Co-Trainer.
Zwei Jahre, von 2004-2006 bleibt Horngacher in Polen. Er ist verantwortlich für den B-Kader mit Athleten wie Kamil Stoch und Pjotr Zyla, beide gehören heute zu den besten der Welt.
Bodmers enormes Potenzial war sofort sichtbar
2006 holt ihn Rudi Tusch zum DSV.
Horngacher wird leitender Stützpunkttrainer In Hinterzarten und ist gleichzeitig für die Athleten des Skiinternats in Furtwangen verantwortlich.
Zu den Athleten in Hinterzarten gehören Martin Schmitt und Christian Ulmer.
In diesem Jahr kommt ein neuer Schüler ans Internat in Furtwangen: Pascal Bodmer. „Sein enormes Potenzial war sofort zu erkennen“ so Horngacher heute.
„Pascal Bodmer hat ein mit Severin Freund und Richard Freitag vergleichbares Potenzial“ schwärmt Horngacher über Bodmer, der nach einem schweren Sturz in Planica 2011 bis heute um den Anschluss kämpft.
„In Courchevel wird Pascal wieder am Start sein, ich bin ganz sicher, dass er den Anschluss wieder findet. Wir haben lange und hart und viel gemeinsam gearbeitet“.
2008 wird Horngacher zunächst Co-Trainer des B-Kaders, er übernimmt noch im selben Jahr dessen Leitung .
Seit dem vergangenen Winter ist Horngacher Co-Trainer von Werner Schuster und in dieser Funktion auch bei vielen Weltcupspringen vor Ort dabei.
Weiter kümmert sich „Steff“ um den Stützpunkt Hinterzarten. Die bekanntesten Athleten dort heißen inzwischen Martin Schmitt, Andreas Wank, Pascal Bodmer und Maximilian Mechler.
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Berkutschi
Mit Severin Freund und Richard Freitag sind wieder zwei Athleten im Team, die Weltcupspringen gewinnen können.
Es hat lange gedauert, bis das soweit war.
Horngacher - Das System beginnt sich auszuzahlen
„Das ist die Folge des über die vergangenen Jahre gewachsenen Systems. Das System funktioniert aber nicht nur für Severin und Richard, Andreas Wank ist beispielsweise der gleiche Jahrgang wie Severin Freund und ist im Prinzip wie die beiden anderen in diesem System und mit diesem System gewachsen.
Jetzt beginnt sich dieses System der vergangenen Jahre auszuzahlen. Es sind eben nicht mehr nur zwei die gewinnen können, da kommen mehrere nach, das ist der entscheidende Punkt.
Mit Andreas Wank, Pascal Bodmer und mehreren Jungen haben wir jetzt langsam die Teamstärke auf die wir seit Jahren hinarbeiten.Es besteht jetzt auch seit Jahren wieder einmal die Möglichkeit, dass ein ganz junger Athlet aus dem C-Kader voll durchstartet, von Null auf 100".
Berkutschi
So wie Richard Freitag im vergangenen Winter?
Horngacher - Freitag hat einen ganzen Winter verloren
"Der Erfolg von Richard Freitag im vergangenen Winter war großartig. Was kaum jemand weiß: eigentlich hätte das schon einen Winter früher passieren können, Richard war schon ein Jahr vorher so weit. Im Winter 2010/2011 hat ihn aber eine schwere Mittelohrentzündung brutal zurückgeworfen und ihn eigentlich den ganzen Winter gekostet".
Berkutschi
Was kommt an Junioren in Hinterzarten nach?
Gibt es da hoffnungsvolle Talente? Sind da Leute dabei, denen Du den Sprung in den Weltcup zutraust?
Horngacher - Junge Talente sind da.
„Absolut, Tobias Löffler, Jahrgang 1994 ist ein großes Talent und Niklas Wangler aus Breitnau um nur zwei Namen zu nennen . Die beiden haben das nötige Niveau und ich würde mir beide später bei uns im Team wünschen“.
Berkutschi
Sind da beim DSV nicht einige Jahre verschlafen worden nach den überragenden Jahren von Hannawald und den Glanzzeiten von Martin Schmitt?
Bei den Polen sieht das beispielsweise besser aus. Dort hat man das Gefühl, dass nach dem Karriereende von Adam Malysz die Lücke mit Kamil Stoch und jetzt auch einer ganzer Reihe von starken Nachwuchsleuten gar nicht erst groß entstanden ist.
Horngacher - Situation in Polen und Deutschland ist vergleichbar
„Was den DSV angeht, kann ich erst ab dem Jahr 2006 beurteilen:
Fest steht aber: In Polen war es ein ganz ähnlicher Prozess, dieser hat aber zwei bis drei Jahre früher begonnen als in Deutschland. Im Prinzip kann man das, was bei den Polen passiert ist und die Vorgehensweise beim DSV jetzt, vergleichen. Stoch, Zyla und andere Leute waren ja damals bei mir in der Gruppe, ich kann das beurteilen“.
Berkutschi
Wie ist die Situation mit Martin Schmitt? Martin hatte Probleme im Verlauf des bisherigen Sommers. Platzierungen zwischen 11 und 34 bei den Teilnahmen in den COC Springen in Stams, Kranj und Sochi. Sehen wir Martin im nächsten Winter wieder im Weltcup oder wird das eng?
Horngacher - Bei Martin Schmitt läuft es zäh
„Bei Martin geht es derzeit ziemlich zäh zu. Es fehlt die Stabilität. Dazu kommt natürlich jetzt der Druck der Jungen. Es geht ihm also derzeit nicht so gut, wie wir uns das wünschen. Ich hoffe, dass er in Kuopio (COC am kommenden Wochenende, LIVE bei Berkutschi.com) unter die Top 10 kommt. Das wird aber sehr schwer, weil der COC eine wirklich harte Serie ist, da muss man sich durchbeissen. Martin kannte diese Regeln bisher nicht, das kommt jetzt erschwerend dazu“.
Berkutschi
Was ist das Geheimnis der Österreicher? Die springen seit Jahren so extrem stark, dass man das Gefühl hat, das war schon immer so, und das wird auch immer so bleiben.
Seit sage und schreibe 8 Jahren in Folge haben die Athleten aus Österreich die Nationenwertung gewonnen, und zwar jedes Mal klar. Ergebniskurve Österreich »
Horngacher - Andi Kofler vergleiche ich etwas mit Severin Freund
„In Österreich gab es vor Jahren ähnliche Probleme, wie – um Jahre versetzt - beim DSV in den letzten Jahren.
Es ist zu meiner aktiven Zeit beim ÖSV lange nicht gelungen, neue junge Leute in den Kader zu bringen. Das war ein echtes Problem, deshalb wurden die Strukturen geschaffen, die bis heute diesen enormen Erfolg bringen.
Die Österreicher haben über ganz viele Jahre hervorragend gearbeitet und erstklassige Strukturen aufgebaut. Das Ergebnis dieser Arbeit sieht man heute in den Ergebnislisten.
Wenn man so will, sind die Strukturen ähnlich denen, mit denen wir beim DSV jetzt mehr und mehr Erfolg haben, das System ist in Österreich nur eben zehn oder zwölf Jahre früher etabliert worden.
Dazu kommen dann beim ÖSV zwei großartige Ausnahmeathleten wie Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer. Die beiden gewinnen mit 16 fast spielerisch ihre ersten Weltcupspringen, das zeigt, welches Potenzial beide haben.
Andreas Kofler, ebenfalls ein echter Ausnahmekönner im Vergleich musste sich seine Siege härter erarbeiten. Er kann nicht auf ein so begnadetes Talent zurückgreifen wie Morgenstern und Schlierenzauer, schafft es aber dennoch zum Siegspringer. Das spricht für das System.
Andi Kofler vergleiche ich etwas mit Severin Freund. Severin arbeitet auch wahnsinnig hart. Er ist ein Tüftler und Arbeiter. Ein absolutes Vorbild in Sachen Professionalität, Severin ist ein ganz wichtiger Mann in unserem Team.
Die Bezugsperson Severin Freund war im vergangenen Winter für Richard Freitag ganz wichtig. Er hat in der Person Freund gesehen, wie es funktioniert und wie hart man arbeiten muss um Erfolg zu haben. So kommt dann eins zum andern, das Team beginnt zu funktionieren und Erfolge stellen sich ein“.
Berkutschi
Besteht denn in absehbarer Zeit eine realistische Chance, dass die DSV Athleten wieder auf Augenhöhe mit den Österreichern springen?
Oder wird da ein anderes Team schneller dabei sein, die Österreicher in der Nationenwertung zu schlagen?
Horngacher - 2013/2014 wollen wir die Nationenwertung gewinnen
„Diese Chance besteht absolut und das ist auch unser erklärtes Ziel. Eigentlich wollten wir im vergangenen Winter bereits den zweiten Platz in der Nationenwertung. Aber da haben uns die Norweger einen Strich durch die Rechnung gemacht. In Norwegen ist auch hervorragend gearbeitet worden.
Formkurve Norwegen >>
Im nächsten Winter wollen wir aber nah ran kommen an die Österreicher, und im Olympischen Winter 2013/2014 wollen wir die Nationenwertung gewinnen, das ist unser erklärtes Ziel“.
Formkurve Deutschland »