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Die beiden besten Norweger im Interview

Erstellt am: 12.08.2011 17:46 / sk

Tom Hilde und Johan Remen Evensen sind derzeit die klar besten Norweger im FIS Sommer Grand Prix. Auch letzten Winter waren sie mit den Platzierungen fünf und elf im Gesamtweltcup die erfolgreichsten Springer ihres Teams. Nach dem ersten Wettkämpfen in diesem Sommer sprachen sie mit Berkutschi über die Arbeit mit dem neuen Cheftrainer, die Pläne für den Sommer und ihre Ziele für den kommenden Winter.

 

Berkutschi: Tom, Du hattest vor wenigen Tagen einen Sturz auf der Adlerschanze in Hinterzarten. Wie geht es dir aktuell und hatte dieser Sturz Folgen, die dich nun beeinträchtigen?

Hilde: Es geht mir gut, ich habe soweit keine Probleme. Glücklicherweise habe ich auch keine Verletzungen davongetragen. Nach einem Tag Pause bin ich bereits wieder gesprungen und es lief sehr gut.

 

Berkutschi: Mit den Rängen 5, 7 und 12 bei den ersten Sommer-Wettkämpfen hast du dein Ziel, möglichst immer unter den Top Ten platziert zu sein, relativ gut erreicht. Wie zufrieden bist du mit dem Verlauf der Polen-Tour?

Hilde: Mit den ersten beiden Wettbewerben in Wisla und Szczyrk bin ich sehr zufrieden. In Zakopane bin ich dagegen nicht gut gesprungen. Das liegt auch daran, dass ich momentan mit dem neuen Trainer Alexander Stöckl einige technische Umstellungen durchführe. Da ist es schwierig, auf einem konstanten Niveau zu springen, das hatten wir auch erwartet. Ich freue mich jetzt aber auf die nächsten Wettkämpfe, um zu sehen, wie die Veränderungen bei meiner Technik anschlagen.

 

Berkutschi: Mit Alexander Stöckl habt ihr seit dieser Saison einen neuen Cheftrainer. Inwiefern unterscheidet sich seine Arbeitsweise von der seines Vorgängers Mika Kojonkoski? Können Ideen und Ansätze des erfolgreichen österreichischen Systems denn auch in Norwegen integriert werden?

Hilde: Wir richten uns tatsächlich nach dem System, das in Österreich betrieben wird. Das bedeutet, dass wir den Fokus verstärkt auf die Sprungkraft legen und dafür weniger in das Training der Flugeigenschaften investieren. Natürlich wird es eine Weile dauern, um diese Veränderungen erfolgreich umzusetzen.

Evensen: Ich kann mich Tom nur anschließen. Es gab sehr viele Veränderungen während unserer Vorbereitungszeit. Für mich persönlich bedeutet ein explosiverer Absprung eine große Umstellung, da ich in der Vergangenheit stets darauf geachtet habe, nicht zu kräftig abzuspringen und dafür meine Fähigkeiten im Fliegen stärker auszuspielen. Ich vertraue aber darauf, dass es mir mit der Zeit immer besser gelingen wird. Mein Fluggefühl wird aber trotzdem auch in Zukunft eine große Rolle spielen.

 

Berkutschi: Ist es denn möglich, Elemente des einen Typs in den anderen zu integrieren?

Evensen: Das ist möglich, man muss sich beispielsweise nur Gregor Schlierenzauer ansehen. Darauf arbeiten wir auch hin, um Absprungkraft und Fluggefühl so gut wie möglich zu kombinieren. Und dann werden wir in der Lage sein, ihn zu schlagen.

Johan Remen Evensen

 

Berkutschi: Mit welchen Erwartungen seid ihr zu den nächsten Wettkampf-Wochenenden gereist?

Hilde: In den Tagen vor Hinterzarten haben wir dort bereits ein Trainingslager absolviert, das sehr gut gelaufen ist. Bis auf meinen Sturz natürlich (lacht)! Danach musste ich einen Tag pausieren, aber das war kein großer Rückschlag. Ich bin voller Energie und so gehe ich auch an die Wettkämpfe heran.

 

Berkutschi: Gibt es bereits Pläne für die kommenden Wochen, welche Wettbewerbe ihr bestreiten werdet oder wann ihr eher ein individuelles Programm bevorzugt?

Evensen: Tom wird an allen Wettkämpfen im Sommer teilnehmen. Ich werde auf die Reise nach Japan verzichten und mich stattdessen zu Hause auf das Krafttraining konzentrieren. Ansonsten plane aber auch ich, bei den übrigen Wettbewerben am Start zu sein.

 

Berkutschi: Johan, die vergangene Saison verlief nicht schlecht für dich mit zehn Top Ten-Platzierungen, dem Weltcup-Sieg in Vikersund inklusive neuem Weltrekord sowie den beiden WM-Medaillen. Wie bewertest du rückblickend den Verlauf des letzten Winters?

Evensen: Mein großes Ziel im letzten Jahr war es, ein erfolgreiches Wochenende in Vikersund zu verbringen. Ich weiß, dass ich zu den besten Skifliegern gehöre und das wollte ich dort unbedingt wieder unter Beweis stellen. Glücklicherweise hat es geklappt und das sogar besser, als ich es mir erträumt hätte. Ich habe mich riesig über den Weltcup-Sieg und den neuen Weltrekord gefreut. Ansonsten ist es mir aber auch gelungen, über die gesamte Saison ein recht hohes Leistungsniveau zu halten und mit Platz elf im Gesamtweltcup war ich daher sehr zufrieden.

 

Berkutschi: Tom, vor einem Jahr war die Ausgangslage nach einem mäßigen Winter noch eine andere. Wie haben sich deine Einstellung und deine Ansprüche nun verändert nach der erfolgreichen letztjährigen Saison?

Hilde: Meine Erwartungen für die kommende Saison sind die gleichen wie im letzten Jahr. Mein Ziel wird es bleiben, bei jedem Wettkampf möglichst unter den Top Ten platziert zu sein. Wenn ich eine Reihe dieser Platzierungen erreiche, dann sind auch die Plätze auf dem Podium möglich. Das ist die Art und Weise, mit der ich mir mein Selbstvertrauen erarbeite. Wenn ich in der Lage bin, zu Beginn der Saison auf einem hohen Niveau zu springen, dann kann das ein sehr guter Winter für mich werden. Zuerst muss ich aber meine Fähigkeiten im Skifliegen noch etwas verbessern, denn wir werden im nächsten Jahr die Skiflug-Weltmeisterschaften im eigenen Land haben. Wir wollen den Norwegern zeigen, dass wir mit den Österreichern mithalten können. Außerdem gilt das Skifliegen als eine typisch norwegische Disziplin.

 

Berkutschi: Ihr startet in diesem Jahr ohne Anders Jacobsen, der sich für eine Pause auf unbestimmte Zeit entschieden hat. Wie geht ihr als Team mit der Lücke um, die er hinterlassen hat?

Evensen: Anders Jacobsen ist ein sehr sozialer Mensch, der immer viel mit den Mannschaftskollegen unternommen hat und daher sehr gut integriert war. Er hat viel für unsere Gruppe getan, daher fällt es stark auf, dass er nun nicht mehr dabei ist. Wir vermissen ihn, aber respektieren seine Entscheidung.

Hilde: Es ist schwer zu sagen, ob Anders noch einmal zurückkehren wird. Sollte seine Pause aber noch länger andauern, wird es irgendwann zu spät sein. Ich hoffe, dass es für ihn zu spät sein wird, denn wir anderen trainieren jeden Tag unmenschlich hart und wären sicherlich enttäuscht, wenn er ohne dieses Training problemlos wieder an unsere Leistung anschließen könnte (lacht). Anders muss nun erst einmal seine Gedanken sortieren und seine Motivation wiederfinden, um sich bewusst für eine Rückkehr entscheiden und dann auch wieder angreifen zu können.

 

Berkutschi: Ab welchem Zeitpunkt ist die Möglichkeit für ein erfolgreiches Comeback denn nicht mehr gegeben? Skispringer Akseli Kokkonen ist sich beispielsweise sicher, auch nach längerer Pause noch den Anschluss zu schaffen, wenn die Bedingungen dafür gegeben sind.

Hilde: Bei Akseli kann ich mir das sogar vorstellen, denn er ist ein Mensch mit unglaublich viel Energie und einem starken Willen. Außerdem hat er von Natur aus sehr viel Kraft in den Beinen, das ist ein großer Vorteil. Nach dem Wechsel in das norwegische Team und seinem Comeback dort ist er auf einem höheren Level gesprungen als zuvor. Dennoch muss man das harte Training, das wir Tag für Tag betreiben, bedenken und daher gilt auch für Anders: Wenn die Pause zu lange ist, wird es schwierig. Es kommt aber auch darauf an, wie er die Sache dann angehen wird.

 

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