Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Nutzererlebnis zu bieten und Social Media einzubinden. Privacy Policy

Berkutschi Premium Partners

Alex Stöckl im Interview: Alle ziehen an einem Strang

Erstellt am: 11.07.2011 18:25 / os

Alexander Stöckl ist der neue erste Mann bei den Norwegern. Der Österreicher hat die extrem ehrenvolle, aber auch herausfordernde Aufgabe, die Nachfolge von Trainer-Guru Mika Kojonkoski anzutreten, der Tourneesiege, Skiflug-Titel und Olympia-Medaillen für die Skisprung-Nation Norwegen sammelte.

 

Für Berkutschi hat Stöckl die wichtigsten Fragen vor Beginn der ersten Sommer-Wettkämpfe beantwortet und berichtet unter anderem über seine Ziele und darüber, wie er von den Norwegern überhaupt aufgenommen wurde.

Alex Stoeckl (Foto: privat)

 

Berkutschi: Alexander Stöckl, die ersten Monate Ihrer Tätigkeit beim norwegischen Skiverband sind vorüber: Mal ganz locker gefragt: Wie ist es denn so bei den Norwegern?

Alexander Stöckl: Sehr angenehm, ich fühle mich bereits wie zu Hause. Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet. Alle ziehen an einem Strang und stehen hinter mir. Ein tolles Gefühl.

 

Berkutschi: Wann und durch wen kam es eigentlich zur ersten Kontaktaufnahme mit den Norwegern?

Stöckl: Der erste Kontakt entstand während der Vierschanzentournee in Innsbruck. Clas Brede Brathen (Sportchef der Norweger) bat mich um ein Gespräch. Als wir im Hotel am Abend zusammentrafen sagte er mir, dass ich einer der Kandidaten für den Cheftrainerposten bin.

 

Berkutschi: Wie fühlten sie sich nach dem ersten Kontakt? Skisprung-Trainer in Norwegen, das ist doch eine wahnsinnige Ehre. So wie Trainer der englischen Fußball-Nationalmannschaft...

Stöckl: Ich war natürlich sehr überrascht und habe mich total gefreut. So eine Gelegenheit zu bekommen ist wohl das, wonach man als Trainer strebt, wenn man hoch hinaus will. Ich denke, dass Norwegen als DIE Skisprung Nation durchaus mit einem großen Fußballclub vergleichbar ist. Es ist also eine große Ehre und eine große Verantwortung.

 

Mehr zum Thema: Neues Trainerteam in Norwegen »

 

Berkutschi: Wie sind Sie von den Springern aufgenommen worden? Es hatte sich mit Geir Berdahl ja auch ein Landsmann der Springer beworben....

Stöckl: Der erste Kontakt war sehr offenherzig. Die Jungs waren interessiert und durchwegs positiv mir gegenüber eingestellt. Ich hatte absolut nicht das Gefühl, dass ich nicht erwünscht bin.

 

Berkutschi: Die norwegische Mannschaft gilt als verschworene Truppe, als eine Art skispringender Freundeskreis. Erleichtert das die Zusammenarbeit mit den Jungs?

Stöckl: Jaja, die Jungs sind wirklich ein eingeschworener Haufen. Das ist sehr angenehm, da wir so viel Zeit miteinander verbringen. Natürlich muss man vorsichtig sein, da Skispringen ein Einzelsport ist und zu viel an Freundschaft kann auch ein Nachteil sein, wenn die einzelne Persönlichkeit darunter leidet. Aber ich muss sagen, es ist erfrischend, wenn man nach dem Essen noch lange zusammen sitzt, diskutiert, lacht und scherzt und keiner den Tisch verlässt, um sich ins Zimmer zurückzuziehen.

 

Mehr zum Thema: Stöckl nominiert Aufgebot »

 

Berkutschi: Früher hatten die Norweger den Fokus klar auf den Winter gelegt. In den letzten zwei, drei Jahren präsentierten sie sich aber häufiger auch im Sommer schon. Setzt sich dieser Trend unter Alex Stöckl fort?

Stöckl: Dieses Jahr liegt der Fokus nicht so sehr auf dem Sommer. Ein neues Trainerteam, einige neue Ansätze, da braucht man Zeit um sich einzuarbeiten und eine gemeinsame Linie zu finden. Die Sommerwettkämpfe nehmen wir ernst, aber die Vorbereitung läuft eindeutig Richtung Winter, deswegen darf man sich vielleicht nicht allzu viel erwarten.

 

Berkutschi: Norwegen will wieder die Nummer eins im Skispringen werden. Wie kann dieser Plan gelingen? Gibt es da so etwas wie eine Roadmap oder einen Masterplan?

Stöckl: Ich denke, der Masterplan entsteht aus der Sache, wir arbeiten an einer gemeinsamen Linie was die Technik und das Konditionstraining betrifft. Die Nachwuchsarbeit wird auch ein wichtiger Teil sein. Ich muss aber klar sagen, dass es mir wichtig ist alle Schritte gemeinsam mit den Trainern aller Bereiche und den Verantwortlichen zu erarbeiten, um die nötige Nachhaltigkeit zu erzielen.

 

Gesellschaft in Norwegen tickt anders als die in Österreich

 

Berkutschi: Wie steht es um den norwegischen Nachwuchs? Mika Kojonkoski hatte es immer wieder geschafft, Shooting-Stars aus dem Hut zu zaubern. Haben Sie schon einen Überblick, wie stark der norwegische Nachwuchs ist? (und wer könnte es in den Weltcup schaffen?)

Stöckl: Mika hatte ein gutes Auge für Talente und hat sie relativ früh in die Mannschaft genommen. Das hat Vor- und Nachteile. Ich denke eher daran, die Trainer im Nachwuchs weiterzubilden und eine bessere Basisarbeit zu schaffen. Abseits der Vereinsarbeit ist die schulische Situation in Norwegen etwas anders. Sport hat nicht den Stellenwert und einer frühen sportlichen Entwicklung steht die Öffentlichkeit eher kritisch gegenüber. Es gibt viele junge ambitionierte Skispringer in Norwegen, sicherlich auch Talente, aber diese müssen rechtzeitig erkannt und gefördert werden.

 

"Medienrummel ist riesig"

 

Berkutschi: Wie steht es um den Druck? Spüren Sie, dass man in Norwegen von den Skispringern Besonderes erwartet oder überwiegt einfach die Freude am neuen Job?

Stöckl: Der Medienrummel um die Springer ist riesig. Das ist eine spannende Situation, an die ich mich gewöhnen muss. Druck habe ich bisher noch keinen verspürt aber der wird rechtzeitig zum Saisonauftakt kommen. Die Freude über den Job wird mit Sicherheit lange anhalten und solange die Zusammenarbeit so gut funktioniert habe ich den nötigen Rückhalt um auch schwierige Zeiten zu überstehen.

 

Berkutschi: Welche konkreten Saisonziele haben Sie sich gesetzt in Ihrer ersten Saison als Trainer Norwegens?

Stöckl: Mmm...Schwierige Frage zum jetzigen Zeitpunkt. Ich hoffe, dass wir zumindest an die Erfolge des letzten Jahres anschließen können. Natürlich wäre es schön wenn wir so weit kommen, dass es nicht von vorne herein klar ist, dass Österreich einen Mannschaftswettbewerb gewinnt. Schließlich soll der Sprungsport ja spannend bleiben und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft.

Berkutschi: Vielen Dank und alles Gute in Norwegen.

 

Neueste Nachrichten