Ito hält zwei Österreicher in Schach
Daiki Ito hat eindrucksvoll bewiesen, dass er diesen Sommer in hervorragender Form ist. Nach Rang sechs in Hinterzarten gewann der 24-jährige Japaner auf der Tremplin Le Praz in Courchevel relativ souverän mit 256,3 Punkten vor dem österreichischen Doppelpack Thomas Morgenstern und Qualisieger David Zauner, die mit 249,1 Zählern punktgleich Zweiter wurden.
"Ich mag die Schanze in Courchevel. Ich habe viel getestet mit Schuhen und Bindung. Verglichen mit meiner Form von vor zwei Monaten ist der Sieg hier überragend. Mein Erfolgsgeheimnis war, mir überhaupt keine Gedanken zu machen", so der Tagessieger.
Vierter wurde der Sieger aus Hinterzarten, Adam Malysz. Der Pole hatte nach dem ersten Durchgang noch in Führung gelegen, konnte aber im Finale den Top Drei nicht mehr Paroli bieten.
"Ich bin überglücklich, meine Trainingsleistungen in einen Wettkampf rübergebracht zu haben. Das war meine erste Podiumsplatzierung in meiner Skisprungkarriere. Dieses Erlebnis mit Thomas teilen zu können macht es natürlich noch schöner", freute sich Zauner. Und sein Teamkollege ergänzte: "Ich habe nicht mehr erwartet, dass Adam die Führung mit diesem Vorsprung noch aus der Hand gibt."
Morgenstern: "Am Ende zählt die Sprung-Performance, nicht das Equipment"
Morgenstern liegt in der FIS-GP-Wertung mit 160 Punkten nach zwei Wettbewerben knapp vor Malysz (150) und Ito (140). "Mein letztes Springen in einem Leadertrikot ist nun auch schon eine Weile her, damit geht gleich eine Zusatzportion Motivation und Selbstvertrauen einher", ergänzte Morgi, der sich im ersten Durchgang den Schuh brach. "Das war schwierig. Komischerweise hatte ich mit dem neuen Schuh meinen besten Sprung", sagte der Österreicher. "Der Sommer ist die Zeit des Experimentierens, aber am Ende zählt für mich die Wettkampf-Performance und nicht das Equipment-Ding."
Zografski mausert sich zur Sensation des Sommers
Die Sensation des Tages war eindeutig der Bulgare Vladimir Zografski, der mit Rang 5 das beste Resultat seiner Karriere holte. Schon in Hinterzarten hatte er sich unter den besten 20 platziert. Seine Trainer Joachim Winterlich und Emil Zografski arbeiten da mit einem echten Juwel. Zografski ist erst zarte 17.
Pavel Karelin aus Russland wurde Sechster und war damit als einziger Springer der 'Air Russia' im Finale der bei weitem beste Athlet des Olympiagastgebers von 2014. Matti Hautamaeki hielt als Siebter das finnische Fähnchen hoch, Simon Ammann sprang auf Rang acht, Michael Neumayer landete auf Platz zehn.
Ito und Malysz kratzten am Schanzenrekord
Die Zuschauer an der Olympiaschanze von 1992 sahen einen unterhaltsamen Wettbewerb, in dem es bereits der erste Durchgang in sich hatte. Ito zeigte mit 133,5 m einen Riesensprung, nur einen Meter unter dem Schanzenrekord des großen Gregor Schlierenzauer, Malysz legte 134 Meter nach. Im Finale waren die Weiten dann nicht mehr ganz so groß, sodass Schlierenzauer, der am kommenden Wochenende in Wisla in den FIS GP einsteigt, weiterhin Inhaber des Schanzenrekords ist.
Die Bilder der Quali in Courchevel »
Ein Fünkchen, beziehungsweise ein Pünktchen Hoffnung gab es für Georg Späth, der es immerhin ins Finale schaffte und da als 30. eben dieses eine Pünktchen holte. Immerhin ein Punkt fürs Selbstvertrauen - der Einzug in die besten 30 ist wieder möglich.
Nur ein Norweger im Finale
Die jungen Österreicher mussten wie schon in Hinterzarten Lehrgeld zahlen, waren aber immerhin im Finale vertreten. Am Ende reihten sich David Unterberger, Lukas Müller und Andreas Strolz auf den Rängen 25, 28 und 29 ein.
Nach ihrem großartigen Auftritt in Hinterzarten waren die Polen diesmal nicht ganz so stark. Doch neben Malysz holten mit Dawid Kubacki (11.), Krzysztof Mietus (14.) und Stefan Hula (22.) vier Springer FIS-GP-Punkte. Für die gastgebenden Franzosen war Vincent Descombes Sevoie (21.) der beste Athlet.
Küttel vor seinem Heimspiel außer Form
Die Liste der Gescheiterten mit großem Namen war groß auf der Schanze, auf der Toni Niemienen 1992 Olympiasieger wurde. Bjoern-Einar Romoern wurde Letzter. Überhaupt wurden die Norweger böse gerupft. Schon in der Quali war es nicht gut gelaufen. Weil auch Anders Bardal nicht unter die besten 30 kam, war Tom Hilde der letzte norwegische Mohikaner im zweiten Durchgang. Hilde landete auf Rang acht - eine echte 'Watschn' für die Truppe des großen Mika Kojonkoski.
Weltmeister Andreas Küttel ist wenige Tage vor dem Wettkampf in Einsiedeln auf 'seiner' Schanze weiterhin völlig außer Form. Rang 49 stand für den Schweizer zu Buche. Noriaki Kasai, Robert Kranjec, Fumihisa Yumoto und Andreas Wank schafften es auch nicht ins Finale. Die Zeit des Sommers ist eben auch die Zeit der Tüftelei, und da erwischt es dann mehr der 'Großen' als im Winter.