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Skisprunglegende Adam Malysz zurück an der Schanze

Erstellt am: 09.10.2016 16:28 / sk

Dieser Mann ist eine Legende des Skispringens. Nicht nur, weil er zwischen 2000 und 2011 alles gewonnen hat, was es im Skispringen zu gewinnen gab. Nicht nur, weil er im Winter 2000/2001 völlig überraschend, als Nobody die Vierschanzentournee gewinnen konnte und im gleichen Winter zum ersten von vier Mal den Gesamtweltcup gewinnen konnte. 

Adam Malysz hat zu seiner aktiven Zeit als Skispringer ganz Skisprung-Polen und Skisprung-Fans auf der ganzen Welt in pure Begeisterung versetzt. Mit seiner bescheidenen, immer freundlichen Art hat Malysz bis heute auf der ganzen Welt eine gewaltige Fan-Gemeinde. Jetzt kehrt der 38-jährige nach einem Ausflug zum Rallyesport zurück an die Sprungschanzen - als Koordinator des polnischen Verbandes. Wir haben mit Adam Malysz gesprochen.

Adam Małysz in der Hall of Fame

 

Berkutschi: Nach dem Ende der Skisprungkarriere warst du als Rallyefahrer aktiv. Ist das jetzt vorbei?

Adam Małysz: Ich würde nicht sagen, dass es definitiv vorbei ist. Es war eine tolle Zeit mit neuen Erfahrungen, aber auch einer Menge Arbeit. Ich muss sagen, es nicht nur meine eigene Entscheidung, ich wurde auch von den Umständen dazu gezwungen. Ich habe meinen Hauptsponsor verloren. Ein halbes Jahr lang habe ich versucht einen neuen zu finden, leider ohne Erfolg. Deshalb konnte ich die Finanzierung nicht sicherstellen. Ich wollte mich nie auf kleinere Rennen beschränken, das ist nicht meine Art. Weltcup Rennen waren von Anfang an mein Ziel und die Menge an Geld, die im Rallyesport benötigt wird, ist enorm. Es wäre wirklich für jedes Unternehmen schwer, ausser vielleicht für staatlich finanzierte, so eine Last zu stemmen. Ich habe viele davon besucht, alle waren immer gewillt sich mit mir zu treffen und zu sprechen, aber wenn dann die Summen genannt wurden, waren die Menschen geschockt.

 

Berkutschi: Skispringen ist also viel billiger als Rallyes zu fahren?

Małysz: Oh ja. Nur ein Beispiel: Das jährliche Budget meines gesamten Teams am Ende meiner Skisprungkarriere wäre kaum genug gewesen für nur eine Rallye. Ich muss sagen, dass ich, als ich mit dem Rallyesport begonnen habe, keine Ahnung hatte dass es um so viel Geld geht. Sehr schnell habe ich gemerkt, dass, wenn ich erfolgreich sein will, ich ein eigenes Team mit riesigem Budget aufstellen muss. Verträge verhandeln und unterschreiben war harte Arbeit, es hat Monate gedauert. Nach der letzten Dakar Rallye habe ich sechs Monate damit verbracht Firmen zu treffen. Jeder hat gerne einen Kaffee mit mir getrunken. Ende September war ich dann von der Situation, dem Betteln um Geld, total erschöpft.

Adam Malysz

 

Berkutschi: Vor ein paar Tagen wurde in polnischen Medien über dein Comeback berichtet. Auch ein Film, den du hier an der Schanze in Wisla gedreht hast, wurde ausgestrahlt. Viele dachten, du würdest wieder springen.

Małysz: Unsere Absicht war es, das öffentliche Interesse zu wecken ohne wirklich etwas zu sagen. Als ich am Balken saß, war ich schon versucht zu springen. Die Ausrüstung, die ich hatte, war aber nicht komplett passend. Der Anzug war viel zu eng, für die Kontrollen wäre er perfekt gewesen (lacht). Ich hatte die falschen Skier, die aus Vancouver, mit Bindungen aus meinen letzten Wettkämpfen, das passte also nicht zusammen. Ich denke, ich wäre damit nicht weit gekommen. Es hätte schon Spaß gemacht, ich war überrascht, dass ich keine Angst hatte. Keine Bedenken. Nichts.
Wenn meine Ausrüstung zu 100 % okay gewesen wäre, wäre ich gesprungen. Vielleicht mache ich es irgendwann wieder.

 

Berkutschi: Wir wissen jetzt, dass du nicht wieder springen wirst. Du hast aber eine andere Herausforderung angenommen und wirst als Koordinator für Skispringen und nordische Kombination in Polen arbeiten. Was wird da deine Aufgabe sein?

Małysz: Das kann ich nicht ganz genau sagen, da es eine komplett neue Position im Verband ist. Ich denke es wird sich alles mit der Zeit herausstellen. Es gibt viele Direktoren im Verband, aber die meisten arbeiten im Büro. In meinem Fall werde ich die Trainingsgruppen koordinieren, bei Trainingslagern und Wettkämpfen helfen und als Bindeglied zwischen Athleten und Trainern auf der einen und dem Verband auf der anderen Seite fungieren. Ich werde beiden Seiten helfen und etwas Last von deren Schultern nehmen.

 

Berkutschi: Das wird keine komplett neue Aufgabe für dich sein, da du ja schon seit einigen Jahren beim polnischen Team für Junioren-Weltmeisterschaften mit dabei bist.

Małysz: Ich hätte diese Position nie angenommen, wenn ich nicht die Unterstützung meiner ehemaligen Teamkollegen, die jetzt als Trainer arbeiten, hätte. Sie haben schon seit vielen Jahren versucht mich für diese Aufgabe zu gewinnen. Das gab mir das Gefühl gebraucht zu werden. Wäre ich nicht 100 % akzeptiert, hätte ich nicht zugestimmt. Das hätte ich einfach nicht machen können. Der Verband wollte mich seit drei Jahren für diese Position. Als ich noch Rallyes gefahren bin, war es aber nicht möglich. Ich hatte einfach nicht genug Zeit. Für mich ist es das Wichtigste, mich willkommen zu fühlen.

 

Berkutschi: Der Österreicher Stefan Horngacher wurde nach Ende der letzten Wintersaison Cheftrainer des polnischen Teams. Es wird behauptet, dass du der größte Fürsprecher dafür warst, ihn nach Polen zu holen. Ist das wahr?

Małysz: Ich kenne Stefan seit vielen Jahren. Er ist ein toller Trainer. Er hat schon in der Vergangenheit für uns gearbeitet und war dann viele Jahre beim deutschen Team. Dort hat er sehr viel gelernt. Es gab einige Kandidaten. Der Verband hat mich nach meiner Meinung gefragt. Für mich gab es keinen anderen, keine bessere Wahl. Ich kenne ihn aus der Zeit, als ich noch gesprungen bin und ich bin 100 % davon überzeugt, dass Stefan die beste Wahl war. Ich gebe zu, dass ich den Verband etwas unter Druck gesetzt habe, sein Angebot zu akzeptieren.

 

Berkutschi: So wie wir es verstehen, werden wir dich wieder öfter an den Schanzen sehen?

Małysz: Auf jeden Fall. Ich werde viel mit dem Team reisen. Mein Hauptziel ist es so of wie möglich bei der Mannschaft zu sein und ausserhalb des Büros zu arbeiten. Wenn ich nur im Büro hinter dem Schreibtisch sein müsste, hätte ich diese Position nie akzeptiert. Ich überlasse die Büroarbeit anderen.

  

Berkutschi: Gestern hast du ein Treffen der Trainer des Nationalteams mit Trainern der Clubs organisiert um Erfahrungen auszutauschen. Wird es diese Treffen jetzt regelmäßig geben?

Małysz: Das ist eines der Dinge, die ich von Anfang an machen wollte. Ich möchte, dass unsere Vereinstrainer die Möglichkeit bekommen von der Erfahrung der Nationaltrainer zu lernen. Wir haben früher schon gehört, das Vereinstrainer nicht genug unterstützt werden. Ich bin bereit solche Meetings regelmäßig zu organisieren. So sollte der Verband die tägliche Arbeit der Trainer in den Clubs unterstützen.

 

Berkutschi: Wie hat deine Familie auf deine Entscheidung reagiert für den polnischen Verband zu arbeiten?

Małysz: Ich habe darüber mit meiner Frau gesprochen. Meine Mutter und meine Großmutter waren froh darüber, weil sie im Rallyesport immer Angst um meine Sicherheit hatten. Meine Frau hat in sozialen Netzwerken gepostet, dass der richtige Mann jetzt am richtigen Ort sei. Die Unterstützung von meiner Familie ist mir sehr wichtig. Das gibt mir die Sicherheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

 

Berkutschi: Die Sommersaison ist nun fast vorbei, der Weltcup beginnt in weniger als zwei Monaten. Was sind deine Pläne für die nächsten Wochen?

Małysz: Am Dienstag reise ich mit allen drei Teams nach Predazzo. Dort wollen wir eine Möglichkeit finden so gut wie möglich zusammenzuarbeiten. Ich will herausfinden was die Teams von mir erwarten und wie ich ihnen im Verband helfen kann. Wir wollen sicherstellen, dass sie die besten Trainingsmöglichkeiten haben um erfolgreich zu sein. Wir werden unser Bestes dafür tun.

 

Berkutschi: Vielen Dank Adam. Viel Glück und wir sehen uns an der Schanze!

Małysz: in Polen bedanken wir uns nicht für Glückwünsche, es ist so ein Aberglaube (lacht). 

 

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