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„Situation in Zakopane ist sehr traurig“

Erstellt am: 30.07.2015 13:04 / sb

In der Interviewreihe „Berkutschi-Talk“ präsentieren wir Gespräche mit Aktiven und Offiziellen rund ums Skispringen. Heute: Doppelolympiasieger Kamil Stoch (28).

 

Spätestens seit dem Gewinn zweier olympischer Goldmedaillen im vergangenen Jahr in Sochi zählt Kamil Stoch zu den besten Skispringern aller Zeiten. Der Weltmeister von 2013 hat, mit Ausnahme der Vierschanzentournee, bereits alles gewonnen. In der vergangenen Saison konnte der 15-fache Weltcupsieger aufgrund einer Knöchelverletzung nur selten seine Bestleistung abrufen. Doch schon im bevorstehenden FIS Grand Prix möchte Stoch wieder angreifen.

 

Berkutschi: Hallo Kamil, wie geht es dir? Wie hast du den Sommer verbracht?
Kamil Stoch: Mir geht es gut, danke. Im Frühjahr und Sommer hatte ich sehr viel zu tun. Ich bin schon Anfang April ins Training eingestiegen. Urlaub habe ich bislang noch keinen gehabt.

 

Berkutschi: Hast du noch Urlaub geplant?
Stoch: Ja, in der zweiten Augusthälfte werde ich mit meiner Frau noch ein paar Tage frei machen.

 

Berkutschi: Konntest du deine Verletzung inzwischen vollständig auskurieren oder behindert sie dich noch immer?
Stoch: Nein, alles ist gut. Ich kann voll trainieren und habe keine Probleme. Das ist sehr wichtig zu wissen. Ich kann mich wieder voll darauf konzentrieren, meine Leistung zu verbessern.

 

Berkutschi: Viele Athleten, die einmal verletzt waren, sagen, dass es schwierig ist, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu finden. Geht es dir ähnlich?
Stoch: Eigentlich nicht, ich vertraue meinem Körper. Aber hin und wieder habe ich noch leichte Schmerzen. Das ist allerdings normal und wird mich wohl bis zum Ende meiner Karriere begleiten. Das ist nichts worüber man sich Sorgen machen muss.

 

Berkutschi: Die letzte Saison war für dich eine schwierige. Du hast einmal gesagt, dass man aus jeder Situation etwas Positives mitnehmen kann. Was nimmst du aus dem vergangenen Winter mit?
Stoch: Es stimmt, es war eine schwierige Saison, vor allem der Anfang. Ich hatte den gesamten Sommer über sehr hart trainiert und daran geglaubt, dass ich eine tolle Saison haben würde. Dann kam die Verletzung. Es ist einfach passiert, ohne dass ich einen Fehler gemacht habe. Man kann auch nicht wirklich sagen, wann und wie es genau passiert ist.
Das Gute daran war, dass ich sehr viel Zeit zuhause mit meiner Frau und meiner Familie verbringen konnte. Ich konnte meine Batterien wieder aufladen. Und ich war sehr glücklich, dass ich bei meinem Comeback zur Vierschanzentournee sofort wieder mit den Besten mithalten konnte. Das war wichtig.

 

Berkutschi: Das Highlight für die polnische Mannschaft war sicher der Mannschaftswettbewerb bei den Weltmeisterschaften. Hattest du an diesen Erfolg geglaubt? Die Saison zuvor lief für die Mannschaft wenig optimal.
Stoch: Für unsere Mannschaft hängt immer vieles davon ab, wie wir in den Winter starten. In den ersten Wettbewerben versuchen wir, unsere guten Sprünge zu finden. Nach zwei bis drei Wochen sollten wir soweit sein. Im letzten Winter hat dieser Start nicht gepasst.
Die Weltmeisterschaften waren dann ziemlich gut. Gerade unsere jüngeren Springer wie Klemens Muranka oder Jan Ziobro haben ihre Sache sehr gut gemacht. Auch Piotr Zyla konnte überzeugen. Für mich war es schwierig. Ich hatte nach meinem Comeback versucht, irgendwie an die Top-Ten heran zu kommen. Das hat sehr viel Kraft gekostet. Bei der WM habe ich mich dann einfach nicht gut gefühlt. Es hat Energie gefehlt. Am Ende aber konnten wir im letzten Wettbewerb ein sehr gutes Ergebnis holen. Diese Medaille war eine tolle Belohnung für unsere harte Arbeit im gesamten Winter. Darüber war und bin ich sehr glücklich.

 

Berkutschi: Lass uns nach vorn schauen. Du hast deine Verletzung auskuriert, bist auf einem guten Trainingsstand, gut ausgeruht und sicherlich hochmotiviert. Was ist im kommenden Winter für dich möglich?
Stoch: Es ist noch recht viel Zeit bis zum Winter. Jetzt konzentriere ich mich auf den Grand Prix und das Training. Ich versuche, meinen Job gut zu machen und bin damit sehr glücklich. Ich möchte meine Leistung und meine Sprünge verbessern. Momentan arbeite ich vor allem an der Technik. Nach der Pause im Frühjahr haben einige Springer Probleme, ihre optimale Technik abzurufen. Dazu gehöre ich auch (lacht). Die letzten Wochen waren anstrengend, ich habe viel trainiert. Aber das wird sich positiv auf meine Sprünge auswirken. Jetzt freue ich mich auf die ersten Wettbewerbe. Ich mag den Wettkampf, darauf, mich mit anderen zu messen.

 

Berkutschi: Wie sehr freust du dich auf den Grand Prix-Auftakt in Wisla?
Stoch: Ich bin glücklich darüber, dass wir in Polen starten. Ich glaube, die meisten Springer mögen die Wettbewerbe in Polen. Es ist eine großartige Atmosphäre, tolle Fans. Ich freue mich auf tolle Wettbewerbe auf einem sehr hohen Niveau. Und ich hoffe, dass die Wetterbedingungen gut sein werden.

 

Berkutschi: Was denkst du über die Grand Prix-Absage in Zakopane?
Stoch: Darüber möchte ich eigentlich nicht zu viel sagen. Ich bin sehr traurig über diese Situation. Wir haben förmlich darum gebettelt, den gesamten Schanzenkomplex umzubauen. Nicht nur die Großschanze, sondern auch die kleineren Anlagen. Was jetzt passiert ist, ist sehr traurig. Ich weiß nicht, wer etwas falsch gemacht und diese Situation zugelassen hat. Das ist nicht meine Baustelle. Mein Problem ist, dass wir damit nur noch Wisla und Szyrk fürs Training haben. Das ist bitter. Zakopane ist etwas Besonderes. Ich bin dort aufgewachsen.

 

Berkutschi: Letzte Frage: Gibt es eine Schlagzeile, die du gern einmal über dich lesen würdest?
Stoch: Ich weiß nicht. Ich versuche immer, das was ich tue gut zu machen. Und dabei ich selbst sein. Dann spielt es eigentlich keine Rolle, wer was schreibt.

 

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